Der Beruf des Totengräbers

am Beispiel des Arbeitsortes Friedhof Baumgarten in 1140 Wien

 

 

Zu Beginn ein paar Daten rund um unseren Friedhof:

Der Friedhof Baumgarten in 1140 Wien, Waidhausenstraße 52, umfasst knapp 240.000 m² und beherbergt derzeit fast 34.000 Grabstellen.

Für die Tätigkeit eines Totengräbers sind körperliche Kraft und Ausdauer natürlich Grundvoraussetzungen. Aber das alleine reicht noch lange nicht aus, um den Beruf wirklich ausüben zu können. Vielmehr muss man schon einen „guten Magen“ und vor allem ein sehr belastbares Nervenkostüm mitbringen.

Bei Exhumierungen und neu erworbenen Gräbern bist du immer wieder auf Neue schon gespannt, was dich erwarten wird, wenn du beim Graben den ersten Sargdeckel unter deinen Füssen zu spüren bekommst. Entgegen der verbreiteten Annahme werden Verstorbene sogar noch nach Jahrzehnten als ganze Körper mit Körperflüssigkeiten exhumiert und anschließend wieder bestattet.

Vom Geruch will ich erst gar nicht erzählen, den bekommt man gar nicht mehr aus der Nase ….

„Asche zu Asche“ gibt es bei uns nicht

Die Erde ist unserem Fall leider nicht unsere Freundin, gleich bei welcher Witterung… im Sommer ist sie schwer und nass, im Winter zumeist eisig und gefroren. Aber nicht nur die Beschaffenheit des Erdreichs (rötliche und grüne Tonerde, sehr schwer und extrem feucht) erschweren unseren Kollegen die tägliche Arbeit, auch mit dem Grundwasser haben sie zu jeder Jahreszeit zu kämpfen. Gräber und Grüfte müssen daher vor einer Beisetzung mittels Pumpe vom Grundwasser befreit werden (die Särge schwimmen in den Gruften!).

 

 

Gräber können wir – wenn wir Glück haben – mit dem Bagger öffnen. Leider ist das bei uns jedoch nicht sehr oft der Fall, da die einzelnen Gräberreihen (Gruppen) des Friedhofes Baumgarten für den Bagger zu verwinkelt oder zu eng angeordnet sind. Dann muss mit Spitzhacke und Spezialschaufel „bewaffnet“ die menschliche Körperkraft herhalten.

 

 

Im Winter müssen wir zusätzlich mittels Kompressor die Erdfläche ca. eine halbe Stunde vom Eis befreien, um ein Grab mit dem Bagger oder händisch aufgraben zu können.  Der Totengräber steht dann bei Minusgraden im Wasser und hantiert mit den eisigen Erdbrocken.

Pölzen

In vielen Fällen müssen Gräber auch zusätzlich mit Alupfosten gestützt werden (= Pölzen), da diese sonst einstürzen würden. Früher hatten wir Holzpfosten, die aber durch die schwere Erde verwittert und dann gerissen oder gebrochen sind.  Extremer Regen verschlimmert die Situation natürlich beträchtlich, trotz Pölzens drohen dann einige Gräber einzustürzen.

Vielfältige Zusatzaufgaben

Wenn die täglichen Beisetzungstätigkeiten erledigt sind, ist unser Personal auch für die Wegerhaltung (Kehren, Schneeräumen, Säuberung der Straßen), den Pflegeschnitt bei verwahrlosten Gräbern (im 3-Wochentakt) und die Pflege der Spalierbegrünung (etwa 20.000 Laufmeter / Jahr!) zuständig. Seit einigen Jahren fallen darüber hinaus auch diverse Steinmetztätigkeiten in unseren Aufgabenbereich, bei Baufälligkeit etwa Grabsteine umlegen oder Grabsteinabtragungen bei neuzeitlichen Gräbern.

 

 

 

Motivation

Den definitiv anstrengenden Arbeitsverhältnissen und vielfältigen Aufgaben zum Trotz sind unsere Kollegen aber nach wie vor motiviert täglich ihr Bestes zu geben.

Vielen Dank an unsere Kollegin Margarete Metzler für den „Livebericht“ vom Friedhof Baumgarten!

 

 

 

An dieser Stelle möchten wir allen Kolleginnen und Kollegen der Friedhöfe unseren tiefsten Respekt für ihre Arbeit aussprechen, danke dass es euch gibt, und ihr Tag für Tag unter teilweise widrigsten Bedingungen wertvollste Arbeit leistet!